Abschiedsbesuch Rosenegg West

BAZL: Gebirgslandeplätze

Gebirgslandeplätze sind Landestellen auf über 1100 m über Meer. Sie dienen Ausbildungs-, Übungs- und sportlichen Zwecken oder der Personenbeförderung zu touristischen Zwecken. Sie verfügen über keine Infrastruktur.
Die Gebirgslandeplätze bilden die Ausbildungs- und Übungsgrundlage für die Zulassung von Piloten für Gebirgslandungen. Sie sichern teilweise die Rettungs- und Transportflüge im Gebirge.
Die Gebirgslandeplätze Rosenegg-West und Gumm werden per 1. Oktober 2019 aufgehoben.

Diese Tatsache motivierte mich, in den letzten paar Wochen Ausschau nach idealen meterologischen Bedingungen für einen Besuch mit Übernachtung auf dem Gebirgslandeplatz Rosenegg West zu halten.

Rosenegg West, 3’500m

Abflug am 26. August abends nach 17h00, hier die Sicht auf die Fähren zwischen Meilen und Horgen.

Im Abendlicht die beiden Mythen, im Vordergrund Steinen, Seewen und Schwyz.

Position über dem Sustenpass, Blickrichtung Westen: Pass-Strasse, Hotel Stein-Gletscher mit Steinsee.

Zwischenlandung auf der Sustenlimmi

Weiterflug Richtung Rosenegg West. Anflug von Osten her, Rosenlouwigletscher mit Rosenhorn und Mittelhorn.

Genau Rekognoszierung ist heute angesagt. Vor allem die Wind-Richtung und -Stärke interessieren mich. Oberer Grindelwaldgletscher mit Nässihorn und Schreckhorn.

Oberer Grindelwaldgletscher gleich unter dem Landeplatz Rosenegg West.

Der Landeplatz ist ausgewählt und das Biwak ist schnell aufgeschlagen.

…..+ 7 °C, das Gurgeln des Gletscherwassers wird mich die ganze Nacht beruhigend begleiten und wegen dem Absinken der Teperatur gegen den Morgen hin immer leiser werden….

Die Schlafstelle ist eingerichtet, ein fantastischer Schlafplatz, das Wetterleuchten in den Wolken im Süden werde ich während den Wachphasen in der Nacht bestaunen können.

Link: > Hier eine Video eines früheren Besuches im Winter.

Ich habe noch Zeit, Richtung Rosenhorn (3’688m) aufzusteigen.

Die Mutter aller Gletscherspalten! Die wirkliche Tiefe lässt sich nur erahnen!

Steinschlag: Die Spuren auf dem Gletscher sind nicht von Bergsteigern!

Wieder zurück beim Biwak: Ein Selfie mit der Kamera auf dem Stativ muss sein!

Blick Richtung Westen: Beinahe verdeckt durch den vorbeischleichenden Nebel rechts Eiger und Mönch.

Sonnenuntergang: Schlaf- mit Biwaksack schon im Schatten, ich komme spätestens jetzt auf die Idee, dass es in der Nacht wohl kalt werden wird!

Die letzten Sonnenstrahlen auf dem Heli…..

…und die letzten Sonnenstrahlen auf der Eigernordwand. Nördlich der Mittellegihütte hat es eine Nebelbank.

Bevor ich in den warmen Schlafsack krieche noch ein Bild Richtung Süden. Der Cumulus Nimbus mit dem wunderschönen Ambos dürfte in der Gegend von Turin stehen und zwischen 11- und 12’000m hoch sein!

Schuhe als Brillenständer. Die Brille und das iPhone nehme ich in den Schlafsack, die Schuhe müssen draussen bleiben.

Wie war denn die Nacht? Nein, ich habe nicht durchgeschlafen! Ich hatte Zeit, aus dem offenen Schlafsack den fantastischen Sternenhimmel und die Milchstrasse zu betrachten und zwar solange, dass ich auf die Idee kam, die Sternschnuppen zu zählen!

Nein, ich war immer zu spät, mir etwas zu wünschen und als ich mir sicher war, bei der nächsten Sternschnuppe zu wissen, was ich mir wünschen würde, gabs keine mehr, oder ich bin wieder eingeschlafen.

Und ja, ich hatte, mit Ausnahme der Füsse, immer mohlig warm. Der aufkommende Wind beunruhigte mich allerdings ein wenig: Wettervorhersage „im Zentrum des Hochdruckgebietes“? Der Wind zerrte an meinem Biwaksack, das Geräusch schien immer lauter zu werden, ob ich die Schuhe doch in den Schlafsack nehmen sollte?

Der nächste Blick aus dem Schlafsack bestätigte den Mondaufgang und dass die Schuhe noch da waren!

…und da ist er, der Sonnenaufgang, er wird aus dem Schlafsack fotografiert. Ich redete mir zu, dass der Wind nach dem Sonnenaufgang wohl wieder abflauen dürfte und geniesse die angenehme Wärme im Schlafsack noch ein wenig.

Falsch! Steady 10-15 Knoten auch nach einer weiteren halben Stunde! Ich möchte wissen, was Swiss-Meto dazu meint. Im Schlafsack hat mein iPhone keine Telefonverbindung. Ich verbinde es mit WLAN mit dem iPad im Heli. Swiss Meteo bestätigt: Heute im Alpenraum auf 3’000m Wind aus westlicher Richtung mit 10-20 Knoten!

So, Abwarten bringt also keine Änderung. Das weitere Vorgehen wird genaustens durchgedacht.
-Aufsitzen, Schuhe anziehen.
-Aufstehen und sofort auf den Biwak- und Schlafsack stehen, damit sie nicht weggeblasen werden.
-Zusammen mit der Matratze alles im Heli verstauen.
-Stativ nicht vergessen!

Was kann dabei schief gehen? Wird der Motor bei 3°C auch wie gewohnt anspringen?

Währenddem ich die Luft aus der Matratze lasse, sehe ich mein kleines aufblasbare Kopfkissen davonfliegen.
Jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Zuerst alles im Heli sicher verstauen und dann überlegen, ob ich das Kissen holen kann! Ich konnte! Nach etwa hundert Metern ist es im Windschatten einer Senke liegen geblieben und glücklicherweise auf dem sicheren Gletscher ohne Spalten.

Kurze Zeit später sitze ich im Heli und schliesse die Haube. Wann hatte ich eigentlich den letzten Kuhnagel an meinen Fingern? Weiss es nicht mehr, aber jetzt gehts wieder mal hart dran vorbei!

Ob er wohl anspringen wird? Ja! Beim ersten Versuch, wie gewohnt! Ist ja klar, er weiss nicht, dass wir uns auf 3’500m befinden 🙂 !

Während ich auf die notwendige Öl-Temperatur warte, entdecke ich unter dem linken Pedal eine Tomate, sie war mir offenbar gesterm beim Nachtessen unbemerkt runtergefallen. Ich erreiche sie knapp und geniesse sie, sie hat eine ideale Temperatur von 3°C. Jetzt freue ich mich auf das Frühstück im Hotel Steingletscher. Nur ca. 12 Minuten Flugzeit entfernt.

Kurz nach dem Start schreckt mich Meiringen Tower auf. Er meldet auf der Frequenz, dass er nun wieder da sei und er den Verkehr regeln würde. Kurz nach halb Sieben, die haben doch sonst Bürozeit und beginnen ihre Arbeit erst um 8 Uhr!?
Die Bewilligung für das Durchfliegen seines Anflugsektors ist schnell eingeholt und schon befinde ich mich im Longfinal zum Hotel Steingletscher.

Der Landeplatz liegt noch im Schatten.

Herrlich, so ein Frühstück!

Jetzt ist die Sonne und damit die Wärme auf dem Landeplatz auch da, bereits 13°C…….

….währenddem der mitgebrachte Schnee wegschmilzt,…….

…….können die Matratze, der Biwak- und Schlafsack trocknen. Warum jetzt nicht eine kleine „Early-Morning-Cigar“ geniessen?

Beim Abflug dann noch ein letzter Blick zum Steingletscher und zu Sustenlimmi, dann überfliege ich auch schon den Sustenpass Richtung Nordosten.

Schon bald befinde ich mich über dem Urnersee und habe vor mir wieder die beiden Mythen.

Schwyz

Einsiedeln

Blick Richtung Zürich

Zürichsee mit Seedamm, Landung in der Speck am 27. August um 12h10LT.